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Visionäre und Piraten

Robert Pipala / Forum
Vor zwanzig Jahren, am 15. Januar 1990, ging der erste polnische private Rundfunksender, Radio Małopolska FUN, heute RMF FM, auf Sendung. Schon bald brachen weitere in den Äther auf. Das staatliche Monopol des Komitees für Rundfunk und Fernsehen war gefallen

Es war klar, dass auch nach dem Untergang der Volksrepublik Polen der Markt der elektronischen Medien, anders als die Presse, vom Staat reguliert werden musste; um zu senden, braucht man eine zugewiesene Frequenz. Damals hielt Marek Rusin, Vizeminister für Fernmeldewesen, alle Karten in der Hand. Denn er vergab die vorläufigen Sendegenehmigungen. „Es gab keine zivilen Experten, also mussten wir Minister Rusin glauben, dass er nur so viele Genehmigungen vergeben könne, wie er vergeben habe, weil die übrigen Frequenzbereiche unbedingt von der Armee benötigt würden“, erinnert sich Juliusz Braun, damals Abgeordneter der Demokratischen Union (UD) im Ausschuss für Kultur und Medien. Unklar, selbst für die Abgeordneten, waren auch die Kriterien der Vergabe. 

Nur die Kirche musste nicht nach einem Zugang zu Rusin suchen, war sie doch – als einzige – bei der Gründung elektronischer Medien nicht auf Staates Gnaden angewiesen, weil sie keine Genehmigungen brauchte. Das Recht zur Gründung lokaler, jenseits der staatlich kontrollierten Strukturen operierender Sender gewährte ihr das Gesetz über die Beziehungen zwischen Kirche und Staat, das noch in der Regierungszeit von Mieczysław F. Rakowski  verabschiedet worden war. Dieses Privileg erleichterte es Tadeusz Rydzyk wenig später, seine Medienmacht aufzubauen.

 

Hörer versus Abonnement


Um ein Rundfunksender zu gründen, reichte es aus, ein altes Sendegerät zu besitzen, das man für den Preis eines altersschwachen Maluchs [eines Fiat 126p] erwerben konnte. Stanisław Tyczyński, der Gründer von Radio Małopolska FUN, des späteren RMF FM, hatte einige Jahre in Frankreich gelebt, von wo er 5.000 Dollar und zwei Computer mitbrachte. Seinen französischen Freunden verdankte er auch die Startmöglichkeit. „Während der ersten paar Monate verbreitete RMF FM in Krakau das Programm des französischen Fun Radio weiter“, erinnert sich Maciej Brzozowski, PR-Chef im Medienkonzern Bauer, dem gegenwärtigen Eigentümer des Senders. Erst später begann er, auf Polnisch zu senden.

 

Einige Wochen später meldete sich in Zakopane  Radio Alex, leider nur nachts. Die Erlaubnis des Rundfunkkomitees verdankte es einem Zufall. Der Eigentümer von Alex hatte in Erfahrung gebracht, dass die Frequenz des Vierten Programms des Polnischen Rundfunks (PR) nur tagsüber genutzt wurde; nachts schwieg der öffentliche Rundfunk. Als er darüber mit dem Chef vom Vierten Programm des PR sprach, rief gerade Andrzej Drawicz  an, damals Vorsitzender des Rundfunkkomitees, und der war mit der Zulassung eines privaten Konkurrenten einverstanden.

 

Im Juni nahm in Warschau Radio Solidarność, vielen noch von den illegalen Übertragungen während des Kriegszustandes in Erinnerung, den Sendebetrieb auf. Als zweiter privater Rundfunkanbieter in der Hauptstadt startete Andrzej Woyciechowski mit Radio Zet. Ähnlich wie Tyczyński hatte er einige Jahre in Frankreich verbracht, und die dort geknüpften Kontakte waren für ihn nun von Vorteil. Das staatliche Dritte Programm („Trójka”), das bis vor kurzem als Programm für die Jugend gegolten hatte, sah im Vergleich zu Radio Zet alt und verknöchert aus. Undenkbar waren hier Ansagen wie „Jetzt wird es Paula Abdul bringen, und ich gehe pinkeln“ (zitiert nach „Die Medien in Polen im 20. Jahrhundert“). Übrigens verschwanden sie alsbald auch bei Radio Zet, der Sender wurde professionell. Tyczyński und Woyciechowski waren Visionäre, die genau wussten, wie der Hörfunk, von dem sie träumten, klingen sollte. Was wir heute nicht mehr bemerken, was bei den Hörern jener Zeit aber einschlug, war die Tatsache, dass die Programme live gesendet wurden, während die staatlichen die ganze Zeit „aus der Konserve“ kamen. Die neuen Rundfunkstationen informierten nicht über die Entwicklung der Hüttenindustrie, sondern über Dinge, die die Hörer, zumal die jüngeren, tatsächlich interessierten. Dr. Ryszard Filas vom Forschungszentrum für Pressewissenschaft in Krakau schaltete damals während des Brands der Krakauer Philharmonie RMF ein, das mehrere Stunden lang nonstop über dieses Ereignis berichtete. „Der öffentliche Rundfunk lud zu der Zeit zu einem Konzert in der Philharmonie ein“, entsinnt sich Edward Miszczak. Der damals 32 Jahre alte Miszczak beschäftigte sich im öffentlichen Rundfunk, der von Bronisław Wildstein  geleitet wurde, mit den weißen Flecken in der Geschichte. Als er zu RMF FM wechselte, gingen Tadeusz Sołtys (nach wie vor bei RMF), die zwanzigjährige Ewa Drzyzga und der achtzehnjährige Marcin Wrona (beide bei TVN ) mit ihm. „Am Schwierigsten waren damals für mich die Gespräche mit der Mutter von Wrona, die meinte, dass Marcin zuerst sein Studium abschließen soll“, sagt Edward Miszczak. „Ich konnte sie davon überzeugen, dass es am Wichtigsten ist, eine gute Idee für das eigene Leben zu haben.“

 

Der öffentliche Rundfunk war für RMF FM der natürliche Konkurrent. „Sie haben das Abonnement, wir die Hörer“, lautete der Slogan seiner ersten Werbekampagne. „Aber Staszek wollte von Anfang an Hörfunk mit landesweiter Reichweite machen“, versichert Miszczak. „Er sagte, dass er sich Lokalradio nicht leisten könne.“ Ein ausgezeichneter, dynamischer Informationsservice war auch die Stärke von Radio Zet. Woyciechowski war es, der die Live-Gespräche mit Politikern erfand, die lange Zeit die Spezialität dieses Senders waren. Zu seinen Lebzeiten sollte der Rundfunk vor allem ambitioniert sein, unabhängig und sich für den Aufbau der Demokratie einsetzen. Das Geschäft und die Finanzkennzahlen rückten an die erste Stelle danach. „Anfangs wurden Rundfunksender von Enthusiasten gegründet, die das machen wollten, was sie mögen, und hofften, dass man irgendwie davon leben können würde“, erinnert sich Juliusz Braun. Als Vehikel für Werbeeinnahmen wurden die Printmedien betrachtet. „Die geschäftliche Stärke des Lokalradios, und lokal waren damals alle Privaten, konnte seinerzeit noch niemand professionell einschätzen“, meint Dr. Filas. Die Agora-Gruppe, die anfänglich Anteile an Radio Zet besaß, stieß sie sehr rasch ab.

 

Mitunter waren die Motivationen zur Gründung eines Rundfunksenders skurril. Vom Eigentümer von Radio Jard in Białystok hörte der Abgeordnete Braun als Begründung, er wolle nicht, dass seine Kassetten im Auto herumfliegen. Er liebte Disco Polo  und Musik, die der staatliche Rundfunk nicht tolerierte, also spielte er sie im Auto ab. Den Sender gründete er, damit der ihm die Mühe abnahm. Jard war in Białystok enorm populär. Insbesondere, weil der Eigentümer die Geschäfte abklapperte und die Verkäuferinnen fragte, was sie gerne hören möchten, und dieses ganz spezielle Wunschkonzert lief dann rund um die Uhr. Es wimmelte im Äther auch von Piraten, die ohne Genehmigung sendeten, was der Staat bemüht war, nicht zu bemerken. Einer der bekanntesten war das von Wojciech Reszczyński geleitete Warschauer Radio WAWA. Lech Wałęsa empfing den Piraten im Belvedere, doch WAWA verursachte ein Chaos im Äther, weil es u.a. das Dritte Programm des PR störte, das eine extrem schwache Sendeleistung hatte. Der Grund für die rasche Zunahme der Zahl der Piraten war die Überzeugung, wenn erst der Landesrat für Rundfunk und Fernsehen (KRRiT) endlich etabliert sein würde (der Sejm war mit der Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes noch immer nicht zu Rande gekommen), werde er Konzessionen in erster Linie an diejenigen vergeben, die bereits senden. Die Zeit verging, aber den Rat gab es nach wie vor noch nicht. Zudem vergab der Minister für Fernmeldewesen noch nicht einmal mehr vorläufige Lizenzen. Der Markt der privaten elektronischen Medien machte den Eindruck, als bemerke er das nicht. Und die Hörer konnten legale von Piratensendern nicht unterscheiden.

 

Von Anfang an stachen die Visionäre unter den Rundfunkanbietern, wie Tyczyński, Woyciechowski und auf seine Art auch Pater Rydzyk, hervor. Sie brachten eine neue Qualität, sie offerierten etwas, was die öffentlichen Medien nicht boten, sie bemühten sich auch um größtmögliche Nähe zu ihren Hörern. RMF erfand die „Invasion der Leistung“ – musikalische Großveranstaltungen, die im ganzen Land organisiert und im Radio übertragen wurden. Dann kupferte Radio Zet die Idee ab. Zur Invasion der Leistung von Pater Rydzyk entwickelten sich die allwöchentlichen, jedes Mal in einer anderen Gemeinde organisierten Begegnungen mit der Familie von Radio Maryja, die vom Sender übertragen wurden.

 

Die privaten Anbieter zwangen den öffentlichen Rundfunk, auf aufgezeichnete Programme zu verzichten und sich stärker um die Bedürfnisse der Hörer zu kümmern. Die Konkurrenz machte diesen Sektor des Medienmarktes ambitionierter und attraktiver. Man kann sagen, dass es heute weitaus schwerer ist, diese Ambitionen wahrzunehmen. „Tyczyński hat das vorhergesehen”, behauptet Edward Miszczak. „Er wusste, dass diese - wenn auch schwierigen - Pionierjahre die besten sind. Ein paar Jahre lang war unser Hörfunk modern und gescheit, dann begann es sich zu verändern.“ Im Falle des Fernsehens kam es zu einem gegenläufigen Prozess. Das staatliche Fernsehen, das durchaus einmal künstlerische Ambitionen hatte, begann sich den Privaten immer stärker anzugleichen. Diese Neuen (alle sendeten illegal) wollten nur verdienen. Den ersten – Sky Orunia in Danzig – gründete der Besitzer einer Reparaturwerkstatt für Elektrogeräte, der die erste Sendeanlage selbst konstruierte. Das Land erfuhr von Sky Orunia 1994, als die Nachrichtensendung „Wiadomości“ dessen Bericht vom Brand einer Halle der Werft zeigte.

 

Die Fänger im Fernsehen


Eine simple Geschäftsidee hatte Jacek Żelezik, der Eigentümer des Warschauer Fernsehsenders Top Canal, der ganz einfach Kassetten aus dem Videoverleih abspielen ließ. Im großen Kreis der Bestohlenen befanden sich u.a. ITI (damals der Eigentümer von ITI Home Video) und die Internationale Vereinigung der Filmproduzenten und –verleiher, die es nicht fassen konnte, dass ein Piraten-TV straflos „Pretty Woman“ ausstrahlt. Die Gerichtsbarkeit zeigte ebenfalls viel Verständnis für die Piraten. „Der Eigentümer von Top Canal hatte beste Beziehungen zur Armee, er wusste, welche Frequenzen von der Armee nicht genutzt wurden, und so geriet er auch nicht in Konflikt mit ihr, wenn er sie für seine Zwecke nutzte“, verrät ein Mitglied des ersten KRRiT. Das fehlende Gesetz zur Regulierung der Lizenzvergabe, aber auch die Vorschriften, die den Zufluss ausländischen Kapitals auf den Markt der elektronischen Medien blockierten (Firmen aus dem Ausland durften nicht mehr als 33 Prozent der Anteile an einer Gesellschaft besitzen), führten dazu, dass der TV-Markt von einheimischen Wirtschaftssubjekten beherrscht wurde. Das begann sich jedoch bald zu ändern.

 

Der erste, der Polen als einen potentiellen Ort für phantastische Geschäfte erkannte, war der Sarde Nicola Grauso. Allgemein herrschte die Überzeugung, dass er mit Berlusconi verbandelt war. Grauso beschloss, bei uns die Geschäftstaktik zu kopieren, die er schon in Italien angewandt hatte. In Sardinien hatte er ein Netz von Piratensendern gegründet und den dortigen Markt monopolisiert. Als man in Italien mit der Zuteilung von Lizenzen begann, wagten die Behörden nicht, sie dem Piraten zu verweigern. Offenkundig rechnete Grauso damit, dass sich dasselbe Szenario in Polen wiederholen würde. Er betonte, von Präsident Wałęsa hierher eingeladen worden zu sein, spielte die Rolle eines seriösen Investors und übernahm Zug um Zug private Lokalfernsehsender. Als ersten kaufte er das Breslauer TV Echo (im November 1990). Später kamen die Sender ES in Posen, Rondo in Kattowitz, Morze in Stettin, Krater in Krakau, das Neue Fernsehen Warschau und einige andere hinzu. Formal besaß er in jedem von ihnen nur 33 Prozent der Anteile. Zur Fiktion wurde bald auch ihr Lokalstatus. Zur Prime-Time strahlten alle Sender dasselbe, von Grausos Gesellschaft Polonia 1 produzierte Programm aus. Dank diesem Umstand konnte der Sarde tatsächlich anfangen, mit Werbung Geld zu verdienen.

 

Das Kloster als Pfand

 

Als 1993 der neu gebildete Landesrat für Rundfunk und Fernsehen den ersten Wettbewerb für eine einzige landesweite Fernseh-, zwei Rundfunk- und mehrere lokale Lizenzen ausschrieb, fühlte sich Nicola Grauso als Favorit im Rennen. Sein Netz nannte sich Polnisches Privatfernsehen (PTP). „Aber er ließ sich wie ein Kind überlisten“, sagt ein damaliger Abgeordneter, der die öffentliche Anhörung der Kandidaten verfolgte (man achtete sehr darauf, nicht das Wort „Verhör“ zu gebrauchen). „Als Repräsentanten von PTP waren Italiener erschienen, von denen kein einziger Polnisch sprach, Übersetzer war ein Jurist. Auf die Fangfrage von Marek Markiewicz, dem damaligen Chef des Rates, ob sie nicht befürchteten, dass die polnischen Teilhaber die vollständige Kontrolle über die Gesellschaft übernehmen würden, entgegneten die Italiener, dagegen hätten sie sich perfekt abgesichert. Der Rat betrachtete das als Beweis, dass es sich bei dem Lizenzbewerber de facto nicht um ein polnisches Wirtschaftssubjekt handelt.“

 

Außer Grauso bewarben sich damals neun andere Kandidaten um eine Fernsehlizenz. Als sichere Wette galt Mariusz Walter, schließlich war er als einziger in diesem Kreis wirklich imstande, Fernsehen zu machen. Die Teilhaber von ITI (darunter Jan Wejchert und amerikanische Kapitalgeber) schienen damals die Unterstützung der Demokratischen Union zu besitzen. Sie erwies sich jedoch als nicht ausreichend. „Das Gesamtpolnische Privatfernsehen sah wie ein starker Kandidat aus”, erinnert sich Juliusz Braun. „Als Verantwortlicher zeichnete Prof. Andrzej Jurga, der Autor des Filmes über den Papstbesuch im Land, doch es hieß, in Wirklichkeit werde es vom deutschen Bertelsmann-Konzern kontrolliert. Er machte damals heftig Promotion für sich. Der amerikanische Konzern Time Warner wiederum und der auslandspolnische Geschäftsmann Kotarba standen hinter Antena 1 des jüngst verstorbenen Marian Terlecki. Jacek Żelezik (Top Canal) fand Kapitalunterstützung in Schweden und das Unabhängige Polnische Fernsehen von Mirosław Chojecki in den USA und in Frankreich.

 

Keinen ausländischen Teilhaber hatten lediglich die Franziskanerpater (als Nachweis für ihre finanziellen Möglichkeiten gaben sie eine Erklärung ab über die Verpfändung desKlosterkomplexes als Sicherheit für einen Kredit zum Aufbau von Telewizja Niepokalanów und Zygmunt Solorz-Żaks Polsat, der das Rennen machte und als Belohnung für sein Polentum eine Lizenz erhielt. „Eigentlich stand niemand vom Rat hinter ihm, aber alle betrachteten ihn als ‚zweite Empfehlung’“, erinnert sich das damalige Mitglied des Rates. „Nachdem man sich über den Sieger nicht einigen konnte, erwies sich die Nummer 2 als Kompromisskandidat. Professor Ryszard Bender verlieh öffentlich seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Interessen der Christlich-Nationalen Union (ZChN) gewahrt wurden.“

 

Doch Lech Wałęsa war verärgert, und er berief Marek Markiewicz und Maciej Iłowiecki ab, die auf seine Empfehlung hin im Rat gesessen hatten. Beide Herren erhielten kurz darauf eine Beschäftigung bei Polsat, und Jahre später befand das Oberste Verwaltungsgericht, dass ihre Abberufung aus dem KRRiT rechtswidrig war.

 

Andrzej Zarębski, der damalige Sekretär des Rates, hatte seinen Posten dank der Unterstützung von Krakauer Politikern, allen voran Jan Pamuła, erhalten. „Er sollte RMF FM dabei helfen, eine landesweite Lizenz zu bekommen“, behauptet Andrzej Długosz, der in der Zeit für Krakauer Zeitungen schrieb. Es sah nämlich danach aus, als werde sie das von der Zentrumsallianz (PC)unterstützte Warschauer Radio Eska erteilt.

 

Die Karten wurden verteilt, und der erste KRRiT richteten für einige Jahre den Markt ein, indem er arbiträr entschied, wer in ihm verdienen soll. Man legte damals fest, dass zwei Lizenzen für den landesweiten Hörfunk ausreichen, weitere würden nicht vergeben. Die glücklichen Auserwählten waren der Krakauer Sender RMF FM und das Warschauer Radio Zet. Eine dritte, nichtkommerzielle Lizenz (ohne die Möglichkeit zu Werbeeinnahmen) erhielt später Radio Maryja, dessen Hörer mit Rosenkränzen in der Hand den Sitz des Rates besetzten. Ferner wurde beschlossen, dass Polsat der einzige Konkurrent von TVP  bleibt. „1997 lag den Politikern der SLD  so sehr an dessen Entwicklung, dass sie versuchten, im Sejm ein Gesetz durchzudrücken, das den öffentlichen Medien samstags und sonntags die Ausstrahlung von Werbung verbietet“, erinnert sich Andrzej Długosz.

 

Der Fernsehsender von Solorz erwarb sich rasch den Ruf, schlicht gestrickt zu sein. „An ihn wandten sich Massen von externen Produzenten, die ihre Programme anboten“, sagt Ryszard Krajewski, einer von ihnen. Solorz akzeptierte die Programme, zahlte aber nicht für sie, sondern riet, nach Sponsoren für sie zu suchen. Zum Glück mangelte es nicht an Sponsoren, also bezahlten sie die Produzenten für die Programme, und im Gegenzug wurde ihre Werbung ausgestrahlt. Heute gilt Solorz als der reichste Pole, doch die Anekdoten über seine Knauserigkeit haben an Aktualität nicht verloren.

 

Vom Hochwasser nach oben geschwemmt

 

Zum Glück verteilte der Rat noch drei überregionale Fernsehlizenzen, für Süd-, Zentral- und Nordpolen. Bei der zweiten Vergabe erhielt ITI eine Sendelizenz in Warschau, Łódź und im Norden des Landes. Walter übernahm auch Telewizja Wisła, das im Süden sendete, und ging daran, Edward Miszczak dafür abzuwerben. Diesmal erfolgreich. Miszczak war der Ansicht, nachdem er mit Tyczyński zusammen seinen Traumrundfunk schon geschaffen hatte, sei nun das Fernsehen an der Reihe. „Wieder hatte ich Glück“, erinnert er sich. „In Breslau ereignete sich das Hochwasser, und das staatliche Fernsehen war zu unbeweglich, um der Herausforderung gerecht zu werden.“ So wie seinerzeit RMF FM mit Berichten über den Brand der Krakauer Philharmonie Hörer gewonnen hatte, so schaltete nun, wer konnte, zu Telewizja Wisła um. TVN wurde geboren.

 

Zwanzig Jahre nach dem ersten privaten Signal im Äther sieht der Markt der elektronischen Medien bereits völlig anders aus. Die Anbieter mussten sich an die Regeln anpassen, die in der gesamten Wirtschaft gelten. Nach dem EU-Beitritt verschwand die Möglichkeit, den Verkauf von Anteilen an Investoren aus der Europäischen Union zu begrenzen. Als Resultat kam es in den letzten Jahren zu vielen grundlegenden Veränderungen der Eigentumsverhältnisse. Der deutsche Bauer-Verlag kaufte RMF FM, Eurozet (der Eigentümer von Radio Zet) wird ebenfalls von europäischem Kapital kontrolliert. Beide landesweiten Sender haben ihr früher vom KRRiT so prämiertes Polentum veräußert.

 

Die Lokalsender wurden rasch mit dem Hindernis des Mangels an Kapital und Know-how konfrontiert. Um sich auf dem Markt zu halten, schließen sie sich unter den Fittichen von Agora, der Medienholding ZPR oder Eurozet zu Netzen zusammen. Zu einem Potentaten entwickelte sich Zygmunt Solorz-Żak, der erste Benefizient des Rates. Allerdings hört man auch Stimmen, denen zufolge Solorz die Chance verpasst hat, ein polnischer Berlusconi zu werden. Anstatt jahrelang Polsat als Sponsor für andere, seinerzeit für ihn wichtigere Unternehmungen zu betrachten, hätte er daraus einen großen, mitteleuropäischen Medienkonzern machen sollen. Schließlich wird er sich bald mit Berlusconi und anderen internationalen Medienmagnaten messen müssen.

 

Experten meinen nämlich, dass die nächste radikale Neueinrichtung des Marktes nach 2013 erfolgen wird, zusammen mit der Digitalisierung des Fernsehens. Dann werden internationale Potentaten erneut den polnischen Markt aufmischen, diesmal aber schon ohne sich hinter irgendjemandes Rücken zu verstecken. 

 

 

Der Text erschien in der Polityka Nr. 4/2010 vom 20.1.2010. Übersetzung: Silke Lent |Redaktion: Paul-Richard Gromnitza

 

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