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Mietek ist tot

Albert Zawada / Agencja Gazeta
Jeden, der mit der „Polityka' verbunden war oder ist, wird diese Nachricht erschüttert haben, auch wenn wir wussten, dass der Mitbegründer und über lange Jahre Vater unserer Wochenzeitung schwer krank war und gegen die verrinnende Zeit ankämpfte, um sein letztes Buch - eine Lebensbeichte - noch abzuschließen. Dennoch erstarrte man, als es soweit war.

Mieczysław F. Rakowskis Tod berührt nicht nur uns privat: die Freunde aus seiner Generation, die das Blatt nach dem Oktober 1956 mitbegründeten, die jüngeren Mitarbeiter, die unter seinen Fittichen in den 70er Jahren nicht nur den Journalismus, sondern auch das Leben lernten und später die Spaltung des Kollegiums im Kriegszustand durchstanden, und schließlich die Jüngsten, die erst nach 1989 zur „Polityka" kamen, die deren Mäander in der Zeit Volkspolens kannten und sich dennoch eng mit der Zeitschrift verbanden, die die ältere Generation über lange Jahre mit MFR identifizierte.

Mit Rakowskis Tod - das lässt sich ohne Übertreibung behaupten - endet eine ganze Epoche in der polnischen Nachkriegsgeschichte.

Einige halten MFR für den besten Chefredakteur in der Geschichte der polnischen Presse im 20. Jahrhundert. Er war in einer viel schwierigeren Lage als der legendäre Herausgeber der Pariser „Kultura", der vom Exil-Olymp aus Polen völlig neu denken konnte. Rakowski war auch in einer viel schwierigeren Lage als der Redakteur der „Gazeta Wyborcza" 1989, der in der Aufbruchszeit des zweiten Völkerfrühlings seine Zeitung aufbaute. Als Chefredakteur hat Rakowski ein Presse-Wunder in einer Zeit vollbracht, als sich in Polen die Hoffnungen auf den großen Umbruch nach dem Oktober 1956 schon zerstoben.

Dieser unbekannte Jungkommunist und ZK-Lektor wurde zuerst stellvertretender und bald darauf Chefredakteur einer Wochenzeitung, die gefällig die Lücke füllen sollte, die Władysław Gomułkas Liquidierung der „revisionistischen" Wochenzeitung „Po prostu" gerissen hatte. Doch binnen drei Jahren machte Rakowski aus der von der polnischen Intelligenz zunächst recht scheel - als ein Reformbremser - angesehenen „Polityka" ein Blatt, das im gesamten Ostblock ohne Beispiel war. Nicht allein natürlich, sondern zusammen mit seinem Kollegium. Doch das Verdienst dieses kommunistischen Funktionärs war es, seine Mitarbeiter so auszusuchen und die Redaktion so zu leiten, dass die „Polityka" kein Propagandablatt wurde. Sie entwickelte sich sowohl zu einem Spiegel des wahren Lebens, als auch zu einer Denkfabrik und zu einem Labor des demokratischen Wandels in Polen.

„Fraku" - wie er liebevoll genannt wurde - war nicht nur eine Größe in der polnischen Pressegeschichte, sondern auch eine wichtige Persönlichkeit der polnischen Nachkriegspolitik. Die Biographie dieses Bauernsohns aus dem ehemals preußischen Teilungsgebiet ist bezeichnend für die polnischen Lebenswege im 20. Jahrhundert. Sie spiegelt die besten Qualitäten jener Generation wider, die der Krieg schiffbrüchig und illusionslos zurückgelassen hatte, die sich der Verheerungen bewußt war und dennoch - angesichts des Bürgerkriegs, der sowjetischen Panzer und des aufoktryierten Stalinismus -  die Nachkriegsveränderungen akzeptierte. Sie waren Aufsteiger im Schatten der neuen Macht, die sich jedoch unter dem Eindruck des Tauwetters nach dem Tod des Tyrannen 1953 und des Schocks von Chruschtschows Geheimrede auf dem 20. Parteitag der KPdSU bewußt an der Demokratisierung und Modernisierung Volkspolens beteiligten, an der polnischen Öffnung zur Welt und an der Vorbereitung der Polen auf jene große Systemrefom, die ja irgendwann eintreten musste.

Über sich selbst sagte Mietek oft, ohne Volkspolen hätte er „Kühe gehütet".  Doch es ist schwer zu sagen, wie weit er es mit seiner Begabung, seiner Tüchtigkeit, Redlichkeit und enormen Empathie gebracht hätte, wenn es keinen Krieg gegeben hätte. Sein Vater war zwar ein Bauer im Posenschen, aber ein aufgeschlossener und politisch so aktiver Mensch, dass die Deutschen ihn im Herbst 1939 erschossen. Mietek selbst überstand die deutsche Besatzung in Posen als Arbeiter. Nach dem Krieg meldete er sich zur polnischen Volksarmee, trat der kommunistischen Arbeiterpartei bei, wurde Offizier und absolvierte ein Journalismusstudium. Zugleich hat er sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Seine Karriere - in der Partei, im Journalismus, in der Politik - hielt er nie für einen Selbstzweck, sondern er verstand seine Karriere und seine Arbeit - nach Posenscher Art - als Dienst. Jeder wird dafür Tausende von Belegen in den zehn Bänden seiner Tagebücher Posener, die er seit 1958 gewissenhaft führte - ein grandioses Dokument nicht nur des Selbstverständnisses des Autors, sondern auch eines großen Teils der volkspolnischen Inetelligenz, die (selbst)kritisch und zugleich stolz auf ihre Leistung war, immer im Bewusstsein sowohl ihrer eigenen Beschränkungen als auch der ihres nicht völlig souveränen Landes.

Es ist nicht zu hoch gegriffen zu behaupten, dass gerade Rakowski, ein Realpolitiker, ein subtiler Intellektueller und dabei überaus warmherziger und menschenfreundlicher Mann, zum besten und nachhaltigsten Beitrag des ehemaligen preußischen Teilungsgebiets zur gesamtpolnischen politischen Kultur wurde; er stand für rationales, realpolitisches, aber nie zynisches Denken. MFR konnte Dogmatismus ebensowenig ausstehen wie emphatische Höhenflüge, romantische Strohfeuer und - wie er sagte - unser verfluchtes „irgendwie wird es schon werden"...

Er war ein Marxist und Reformer aus Überzeugung, neugierig auf die Außenwelt und lernbegierig. Und zugleich schämte er sich nicht, sich als Kommunisten zu bezeichnen. Auch als das bereits mehr als inopportun war. Unlängst gefragt, bis wann er sich für einen Kommunisten gehalten habe, antwortete er unsicher: wahrscheinlich bis Mitte der 80er Jahre... Dabei hatte er uns schon im Herbst 1978 während eines Redaktionskollegiums gesagt, dass dieses System am Ende sei, dass sich Deutschland in zwanzig Jahren vereinigen werde und dass es darum gehe, nicht nur durch Reformen von oben den Übergang vorzubereiten, sondern auch eine institutionalisierte Opposition aufzubauen, etwa durch eine Emanzipation der „Blockflöten" und die Gründung einer christdemokratischen Partei. Dann setzte er sich hin und schrieb in wenigen Wochen den Essay: „Polen an der Schwelle der 80er Jahre", den er zunächst in der stolzen Auflage von vier Exemplaren unter uns und seinen politischen Freunden kursieren ließ. 1981 - bereits in der Zeit der „Solidarność" - erschien er auch offiziell, also in einer von der damals liberalen Zensur beschnittenen Fassung. Allerdings fand Rakowskis Essay damals wenig Beachtung, weil Polen gerade die erste Phase einer Revolution von unten und nicht einer Reform von oben durchmachte...

Mietek nannte sich zwar Kommunist, doch er war ein Sozialdemokrat - so wurde er im Westen wahrgenommen, und als solcher wurde er von Ostberlin aus auch in Moskau denunziert.

Seine Posenschen Wurzeln und seine Kenntnis der Sprache waren wohl auch der Grund für Rakowskis Interesse an der deutschen Sozialdemokratie. In ihr, und nicht in der kommunistischen Bewegung, sah er einen Partner und den Schlüssel zum Verständnis des westlichen Nachbarn. Über die Nachkriegs-SPD schrieb er in den 50er Jahren seine Doktorarbeit, und in den 60ern wurde er - auf der Regierungsseite - einer der wichtigsten Promotoren des deutsch-polnischen Dialogs. In einer Zeit, als er noch nicht in Mode war, als auf beiden Seiten die Vorurteile dominierten und eine mehr oder weniger offen erklärte Erbfeindschaft. Ausgerechnet er, dem die Deutschen den Vater nahmen...

Rakowski war ein zu Dialog und Freundschaft begabter Mensch. Und in den 60er und 70er Jahren war er einer der wenigen Vertreter des „offiziellen Polen", den seine westlichen Gesprächspartner als glaubwürdig und als ihresgleichen akzeptierten. In einer durch den Eisernen Vorhang und die Berliner Mauer gespaltenen Welt zeigte er, dass die sozialdemokratische Formel vom „Wandel durch die Annäherung" eine reale politische Entwicklungsperspektive in Europa ist. Seine Freundschaft mit prominenten westdeutschen Publizisten wie dem kürzlich verstorbenen Peter Bender oder der Herausgeberin „Der Zeit", Marion Gräfin Dönhoff, trug über alle politischen Großwetterlagen. Sie entsprang vielmehr der Überzeugung, dass Polen zwar ein glaubwürdiges Mitglied des Ostblocks bleiben muss, seine Zukunft aber von einer Aussöhnung mit den Deutschen und stabilen Verbindungen zum Westen abhängt. Von dort holte Rakowski sich auch manche Reformideen. Und dorthin empfahl er seine Mitarbeiter für Stipendien, damit sie ihre Köpfe öffneten, Fremdsprachen lernten und die moderne Welt dazu.

Als „Posener" verstand er gut den „preußischen Weg zur Modernisierung" und assoziierte damit nicht, wie die meisten Polen, die Pickelhaube der Gendarmen und den Dünkel der Beamten, sondern vor allem die Überzeugung von der Notwendigkeit, Reformen von oben durchzusetzen, die Liberalität des Denkens, Loyalität gegenüber Mitarbeitern, Rechtstaatlichkeit und Weltoffenheit.

Mieteks politischer Werdegang konfrontierte sein rationales Denken in den Kategorien der Realpolitik immer wieder mit der in Polen vorherrschenden romantischen Tradition. Er kannte ihre Kraft, misstraute ihr und scheiterte schließlich politisch er an ihr - am revolutionären Aufbruch der „Solidarność".

Als Politiker hätte er wohl 1981 den Posten eines stellvertretenden Ministerpräsidenten in der Regierung von General Jaruzelski nicht annehmen sollen. Seine Freunde, auch in der Redaktion, rieten ihm davon ab. Gesiegt hat das „Posensche" Verantwortungsbewusstsein für das Land und nicht - wie ihm seine Gegner unterstellten - ein Drang nach Macht. Dieses Gefühl der Verantwortung und Loyalität behielt er auch während des von General Jaruzelski verhängten Kriegszustands die Oberhand. Rakowski überschätzte nicht nur seine Möglichkeiten, die Spannungen in dem politisch zerrissenen Land zu entschärfen, sondern er verspielte auch die Chance, ein polnischer Willy Brandt zu werden, als Gründungsvater einer wirklichen und starken polnischen Sozialdemokratie.

In die polnische Geschichte wird er jedoch nicht nur als einer der „Helden des Rückzugs" eingehen, wie Hans Magnus Enzensberger einst Michail Gorbatschow titulierte, sondern als einer der herausragendsten Zeitungsmacher, Politiker und Chronisten Nachkriegspolens.

Und für uns - seine Freunde und Mitarbeiter - war er ein großartiger und fürsorglicher Chef und Kollege. Für die Jungen dagegen, die erst nach seiner Zeit zu uns stießen: das Fundament der Wochenzeitung, in der sie heute - in einer ganz anderen Welt - arbeiten können...

  
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