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Polen? Was ist das?

Rafał Klimkiewicz / Polityka
Ein Gespräch mit dem Geschichtsdidaktiker Prof. Adam Suchoński über die Art und Weise, wie ausländische Schulbücher die Geschichte Polens beschreiben.

Jan Dziadul: Sie erforschen Geschichtsbücher, die in verschiedenen Ländern der Welt erschienen sind, und suchen nach Erwähnungen Polens. Welches Bild unserer Vergangenheit ergibt sich aus ihnen?

Prof. Adam Suchoński
: Wenn überhaupt irgendwelche Themen vorkommen, die Polen und seine Bürger betreffen, dann zeigen sie unsere Geschichte meistens als eine Abfolge von Martyrien und Siegen. Die Polen erscheinen in den Lehrbüchern als diejenigen, die oft gekämpft und ebenso oft verloren haben, während sie die wenigen Siege nicht zu nutzen wussten.

Das vermitteln aber auch die polnischen Schulbücher.

Eben: Jahrhundertelang haben wir gekämpft und gelitten, und es ändert sich bei uns nichts.

Prof. Bronisław Geremek  hat einmal gesagt, viele Historiker seien davon überzeugt, dass Europa Polen vier große Daten und epochale Ereignisse verdanke: 1241 - das Aufhalten desMongolensturms bei Liegnitz, 1683 - den Entsatz von Wien, 1920 – das Aufhalten derBolschewiki bei Warschau und 1989 – den Beginn des Wandels in Ostmitteleuropa. Wenn das kein nationaler Größenwahn ist, sollten wir in den Geschichtslehrbüchern Europas und der Welt eine Bestätigung für diese These finden.

Über unsere Rolle beim Aufhalten der Invasion der Mongolen in der Mitte des 13. Jahrhunderts schreiben nicht einmal unsere südlichen Nachbarn, die von diesem Einfall ebenfalls bedroht waren. Informationen über den Entsatz von Wien tauchen gewöhnlich im Kontext der Aktivitäten der gesamten antitürkischen Koalition auf, was die Verdienste schmälert, die Jan III. Sobieski  von uns zugeschrieben werden. Hinweise auf die Schlacht gegen die Bolschewiki bei Warschau tauchen zwar sporadisch auf, aber wenn schon, dann sammelt Frankreich Komplimente für seineMilitärmission. Dank französischer materieller, logistischer und beratender Hilfe sei es den Polen gelungen, die Bolschewiki zu stoppen. Das Wunder an der Weichsel ist in den Geschichtslehrbüchern eine eher unbedeutende Episode. Ich setze noch eins drauf: Die Verfassung vom 3. Mai 1791, auf die wir so stolz sind, weil sie die erste Verfassung eines modernen Staates in Europa und die zweite – nach der amerikanischen von 1787 – weltweit war, hat lediglich in einigen europäischen Lehrbüchern Spuren hinterlassen.

Nur das Datum, das man mit dem Systemwandel in Polen und unserem Teil Europas verbindet, wurde eindeutig wahrgenommen. Einen besonderen Platz nimmt die Dekade der achtziger Jahre ein, was in großem Maße auch mit der Person von Johannes Paul II. zusammenhängt. Für 1989 und den Runden Tisch werden wir geradezu über den grünen Klee gelobt. Wenn wir alle Informationen von den Anfängen des polnischen Staates bis 1980 sammelten – einschließlich der Bücher unserer nächsten Nachbarn, mit deren Geschichte die unsere verflochten war -, dann wären es in der Summe weniger als die über die achtziger und neunziger Jahre.

Von welchem Moment unserer tausendjährigen Geschichte an wird Polen von Historikern wahrgenommen?

Wenn man von der Geschichte unserer nächsten Nachbarn einmal absieht, hält Polen zumeist erst bei der Beschreibung der Teilungen  Einzug in die Geschichtsbücher. Ein weiterer wichtiger Moment ist der Septemberfeldzug 1939. Und im exotischen Sultanat Brunei bemerken die Geschichtslehrbücher unsere Existenz erst im Zusammenhang mit den achtziger Jahren. Kinder, die nie zuvor von Polen gehört haben, erfahren nun, dass wir der erste Staat waren, der sich dem Kommunismus widersetzte.

Warum stellen die Teilungen diese Zäsur dar und nicht etwa die Schlacht bei Tannenberg  oder die Entdeckungen von Nikolaus Kopernikus?

Die Teilungen waren und bleiben ein historischer Schock, denn einer der größten Staaten war damit von der europäischen Landkarte verschwunden. Dazu hatten die Bürger der Adelsrepublik  selbst beigetragen, indem sie das Liberum Veto  missbrauchten, aber auch die Institutionen der Staatsmacht, denn schließlich hat der Sejm  jede der Teilungen bestätigt. Das musste bemerkt und kommentiert werden. Was Tannenberg anbelangt, so ist diese Schlacht – außer bei den Nachbarn – in Europa praktisch unbekannt. Ich möchte hinzufügen, dass wir in der Frage von Tannenberg einen interessanten Streit mit den Litauern in der Schulbuchkommission ausgetragen haben. Die Litauer behaupteten, dass Vitold  befehligt habe und sie nicht vom Schlachtfeld geflohen seien, vielmehr sei das ein im Kampf gegen die Tataren eingeübtes taktisches Manöver gewesen. Im Endeffekt schlugen wir ihren und unseren Schulbuchautoren folgende Lösung vor: Den Sieg bei Tannenberg errang das klug geführte litauisch-polnische Heer - so in ihrer Fassung, und in unserer: das klug geführte polnisch-litauische Heer. Und schon gibt es keinen Anlass mehr zum Streit.

Und Kopernikus?

Was Kopernikus angeht, so betonen die Schulbücher international eher seine deutsche Herkunft, obwohl auch über den polnischen Astronomen geschrieben wird. Oder den europäischen Gelehrten, was eine neutrale Lösung ist, denn ein Nationalbewusstsein im heutigen Verständnis gab es in jener Zeit nicht. Mit heutigen Maßstäben gemessen war er ein Europäer! Die neuesten deutschen Schulbücher streichen sein Deutschtum nicht mehr so heraus. Ja, man informiert über seine deutschen familiären Wurzeln, betont in jener Zeit, dass er in polnischen Landen studiert und gearbeitet hat und dass er ein loyaler Untertan des polnischen Königs war.

Einen festen Platz in den Schulbüchern sollten wir zumindest aufgrund des Septemberfeldzugs der Teilnahme Polens am Zweiten Weltkrieg haben.

So sollte es zwar sein, ist es aber nicht. In vielen Schulbüchern wird die Existenz Polens tatsächlich erst anlässlich des Kriegsausbruchs bemerkt, doch die Informationen und die Interpretationen der Fakten sind für uns nicht günstig. Ein Teil der Autoren ist der Meinung, am 1. September 1939 sei ein lokaler Konflikt ausgebrochen, der sich erst nach dem Kriegseintritt Frankreichs und Großbritanniens zu einem internationalen ausgeweitet habe. In den Nachkriegsjahrzehnten suchten die europäischen Autoren nach den Gründen für den Kriegsausbruch in der unnachgiebigen Politik der polnischen Regierung in der Frage Danzigs und des sogenannten Korridors. Erst in den neunziger Jahren änderten sie den Ton und schrieben, dass nicht Danzig und der Korridor der Grund für den Krieg gewesen seien, sondern die aggressive Politik Hitlers. In den außereuropäischen Lehrbüchern wird die Frage Danzigs weiterhin als Hauptursache für den Kriegsausbruch angegeben. Auch wenn wir nach Meinung eines Schulbuchautors aus Namibia, ehe wir Opfer einer Aggression wurden, selbst Aggressoren gewesen seien, weil wir vorher zusammen mit Deutschland die Tschechoslowakei aufgeteilt hätten. Und danach habe die Geschichte die Polen für diesen Schritt bestraft. Derlei Blüten gibt es mehr: Ein Schüler in Argentinien wird bei der Schilderung der Kämpfe im September zwar die Biogramme von fünf deutschen Generälen finden, aber nicht viel über unsere Soldaten erfahren.

Nicht einmal, dass sie heldenhaft gekämpft haben?

Ausgerechnet den Heldenmut der Polen erwähnt fast jedes Lehrbuch, auch wenn wir nicht unbedingt stolz darauf sein können. In der Regel ist die Botschaft die: Die technische und zahlenmäßige Überlegenheit der deutschen Armee war offensichtlich, dennoch kämpften die Polen tapfer, aber die verzweifelten Attacken der Kavallerie gegen die deutschen Panzer nutzten nichts. Vor Jahren wurde ich gebeten, in einem Gymnasium in Finnland eine Geschichtsstunde abzuhalten. Ein junger Mann, der mit finnischen Lehrbüchern groß geworden war, wies mich streng zurecht: Warum hätten wir auch, wie Stalin, vor dem Krieg unsere Offiziere umgebracht? Ich fragte ihn, woher er denn diese Idee habe? Ja, wenn man sie nicht erschossen habe, wo seien sie denn dann während der sinnlosen Attacke der Ulanen gegen Panzer gewesen? Wer hat das zugelassen? In seiner Überzeugung waren die polnischen Soldaten nicht mutig, sondern ganz einfach dumm. Ich musste erklären, dass das eine Episode war, die von einer ungesunden Legende überwuchert wurde. Die Kavallerie bildete nur 10 Prozent der damaligen Armee, sie besaß Panzerabwehrwaffen, und die polnischen Kavalleristen waren zufällig auf die Panzer gestoßen.

Wenn so das Bild des Septemberfeldzugs aussieht, wie wird dann erst die polnische Beteiligung an den kriegerischen Auseinandersetzungen dargestellt?

Noch schlimmer! Die Kämpfe im September sind überwiegend die erste und letzte Gelegenheit, die Schüler mit dem militärischen Einsatz der Polen während des letzten Weltkrieges bekannt zu machen. Weder kommen unsere Soldaten bei Narvik vor, noch in der Luftschlacht um England  oder amMonte Cassino. Die Präsenz der Polen bei Tobruk  notierte lediglich ein Lehrbuch aus Hongkong. Man schreibt auch nicht über den polnischen Beitrag zur Wehrkunde und –technik oder zum Nachrichtendienst – einem bei uns so hervorgehobenen Beitrag zum Sieg.

In unseren Schulbüchern flatterte die polnische Fahne im Mai 1945 über den Trümmern von Berlin. Davon weiß auch niemand etwas?

Nein, selbst in den sowjetischen und heute den russischen Schulbüchern wird das nicht erwähnt. Die Russen teilen ihren Sieg mit niemandem. Unser Anteil an den Kämpfen an der Ostfront wird mit ein paar ideologischen Phrasen abgetan: Eine polnische Armee habe die UdSSR verlassen, weil sie nicht kämpfen wollte, doch dann hätten sich wahre Patrioten gefunden, die eine Volksarmee aufgestellt hätten. Und das war es auch schon. In einigen europäischen Schulbüchern bin ich auf die Information gestoßen, in Polen habe es – nach Jugoslawien - die bestorganisierte Partisanenarmee gegeben. Dafür wird nirgends ein Wort darüber verloren – nur wir wissen das -, dass wir die viertstärksten Streitkräfte der gegen das Dritte Reich kämpfenden Koalition gestellt haben. Wir tauchen nur in den Statistiken auf, in denen die Kriegsverluste bilanziert werden.

Wie konnte es zu einer derartigen Marginalisierung der Rolle Polens kommen?

Das Problem liegt wohl in unserer Mentalität. Wir wissen am besten, wo wir in der Zeit des Krieges waren, was wir getan haben und was auf unserem Territorium geschah. Und alle anderen sollten ebenfalls über diese Hölle Bescheid wissen, also müssen wir uns um die Aufmerksamkeit der Welt nicht weiter bemühen. Für eine vom Schicksal so gebeutelte Nation gehöre es sich geradezu nicht, so etwas zu tun. Der Effekt ist der, dass überall in der Welt in den Geschichtslehrbüchern – in den Kapiteln, die den NS-Verbrechen gewidmet sind – über die Tragödie des Dörfchens Lidice in Mähren geschrieben wird, wo die Nazis 187 Einwohner ermordeten.

Und die tausenden Stätten ähnlicher Hinrichtungen auf polnischem Territorium?

Die kommen in den Schulbüchern nicht vor. Selbst in den japanischen Lehrbüchern ist Lidice das Symbol für die Verbrechen, obwohl man wissen muss, dass in Japan – das von Fryderyk Chopins Musik fasziniert ist – die Schulbücher relativ breit über die Geschichte Polens informieren. Ein japanischer Schulbuchautor hat mir einmal gesagt, dass in diesem Fall ein einfacher Mechanismus gewirkt habe: Als er gerade Material zu diesem Thema zusammenstellte, erhielt er aus Tschechien ein Paket mit Dokumenten, die bereits ins Japanische übersetzt waren, Photos, Erinnerungen und Vorschläge für Übungen. In Polen hatte man seine Anfrage mit Stillschweigen übergangen. Ein weiteres Beispiel: In unseren Schulen lehren wir, dass im Warschauer Aufstand rund 200.000 Zivilisten umkamen, und dieses Aufbegehren ist heute eines der wichtigsten Glieder in der Kette des historischen Gedenkens und der patriotischen Erziehungen. Unterdessen fand ich lediglich in den Schulbüchern weniger Länder ein oder zwei Sätze über dieses Ereignis, und nur anlässlich desjüdischen Aufstands im Ghetto. An das besetzte Polen erinnert man im Zusammenhang mit dem Holocaust. In einem schwedischen Schulbuch fand ich den Satz: „Die größte Todesfabrik der Juden gab es in Polen.“

 



Wie Sie gesagt haben, lobt man uns für die Dekade der achtziger Jahre. Andererseits beklagen wir uns, dass die samtene Revolution in Prag oder der Fall der Berliner Mauer die Rolle Polens und der Solidarność  an der Wende in den Schatten stellen.

Das sind Gelegenheitsurteile der Medien. Generell lehren die internationalen Geschichtsbücher etwas anderes, obwohl auch in ihnen schon die Alarmglocken für unsere Verdienste um die Freiheit läuten. Heute sind wir die unangefochtenen Pioniere der Veränderungen, die das kommunistische System in Europa zu Fall brachten. Deutschland: In einem Lehrbuch vom Beginn der neunziger Jahre trägt das Kapitel über Polen den Titel: „Die Solidarność als Vorreiter des Systemwandels in Mitteleuropa“. USA: „Polen führte die Länder Ostmitteleuropas auf den Weg zur Freiheit”. Und das sind keine Notizen, die aus ein paar Sätzen bestehen, sondern ganze Kapitel. Die ganze Welt applaudiert dem Runden Tisch – als Beispiel für politische Klugheit der Polen -, nur bei uns sägt man an seinen Beinen: Schande, Verrat, ein inszeniertes Schauspiel…

Weshalb wird in den europäischen Schulbüchern dann als Beispiel für den Systemwandel so oft die Tschechoslowakei herangezogen?

Weil das tschechische Beispiel für die Autoren ungefährlicher ist. Schulbücher werden in der Regel für fünf Jahre geschrieben. Der Autor schließt eine Art Pakt mit dem Teufel, dass innerhalb dieser Zeit die angegebenen Informationen nicht zu sehr veralten. Anfang der neunziger Jahre waren die Schulbücher voll von der Solidarność, Lech Wałęsa und dem Runden Tisch. Dann schrieb man über die Solidarność und Wałęsa immer weniger. Denn Wałęsa war ein Verräter, ein Agent… Wenn wir selbst mit der Zeitgeschichte nicht zurande kommen können, wie sollen sie dann ausländische Autoren beurteilen? Daher wurden in vielen Publikationen zum Symbol des Wandels die samtene Revolution und Václav Havel.

Außerdem eliminieren wir uns selbst aus den Geschichtsbüchern. 1992 verfassten zwölf europäische Historiker eine „Geschichte Europas“, die bis Ende 1990 reicht. Aus unserem Teil von Europa war unter ihnen nur ein tschechischer Historiker. Heute ist das ein Lehrbuch für fast 90 Millionen Schüler. Vor drei Jahren trafen sich in Istanbul die Bildungsminister der Mitgliedstaaten des Europarats, um die Arbeiten an einer neuen Version des europäischen Geschichtsbuchs zu koordinieren. Alle waren dafür, nur der damalige polnische Minister Roman Giertych sagte, dass uns eine gemeinsames Lehrbuch nicht interessiere, weil man eine gemeinsame Sicht der Geschichte der europäischen Staaten nicht untereinander ausmachen könne.

Und – kann man?

Natürlich! Es reicht, die Proportionen zu verändern, und das ist auch die Philosophie des Lehrbuchs: weniger politische und militärische Themen und mehr darüber, was die Nationen verbindet, mehr über die Entwicklung der Ideen-, der Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Die neue „Geschichte Europas“ wird mehr die Völker behandeln, die den Alten Kontinent bewohnten, und weniger die Staaten.

Letztens kam auch der Vorschlag auf, ein Geschichtsbuch der EU-Mitgliedstaaten zu verfassen. Wieder sahen das die Abgeordneten aus den Auswärtigen Ausschüssen von Sejm und Senat mit Skepsis. Und Historikerkollegen kritisieren die Idee. Dieselben Argumente: Eine gemeinsame Geschichte lasse sich nicht schreiben. Noch so ein Unsinn. Das Prinzip geht so: Wo es Kontroversen über Ereignisse oder historische Personen gibt, wird die Argumentation der einen, der anderen oder mehrerer Seiten angeführt.

Die Arbeiten an dem Lehrbuch „Die Geschichte Europas” gehen weiter – auch wenn sie momentan gerade eingestellt wurden -, allerdings ohne unsere Beteiligung, denn die Entscheidung des Ministers wurde nicht zurückgenommen. Selbstverständlich wird niemand Polen aus der „Geschichte Europas“ tilgen, aber unseren Platz darin sollten nicht Historiker aus Tschechien, Russland oder Deutschland schildern.

Und Katyń, Herr Professor? Das vor 70 Jahren und das vom 10. April - die ganze Welt hat das gesehen und mit uns mitgefühlt. Was bleibt davon in den Geschichtsbüchern?

Katyń war in der Zeit des Kalten Krieges in den Schulbüchern vieler europäischer Länder präsent – nach dessen Ende wurde über unsere Tragödie nur in knappen Sätzen informiert. Doch entgegen dem, was bei uns gesagt und geschrieben wird, haben die in letzter Zeit herausgegebenen russischen Schulbücher die Wahrheit über Katyń vermittelt.

In der 1992 veröffentlichten „Geschichte Europas“ gibt es im Original diese Passage: „Ein Beispiel für die Barbarei des Zweiten Weltkrieges war der präzedenzlose Mord an polnischen Offizieren im Wald von Katyń. Sie kamen durch die Kugeln sowjetischer Exekutionskommandos ums Leben.“ So lehren es Schulbücher, die u.a. auf Englisch und Deutsch erschienen sind. In ein paar Jahren, wenn man die Schulbücher aktualisiert, wird sich bestimmt die Flugzeugkatastrophe von Smolensk darin wiederfinden. Und da beim Verfassen von Lehrbüchern ein Kausalzusammenhang erwünscht ist, muss nach der Information über den Tod so vieler herausragender Vertreter der polnischen Nation die Frage gestellt werden, weshalb sie eigentlich nach Katyń geflogen sind. Obwohl in Staaten, die unsere Geschichte kritisch bewerten, eine Flugzeugkatastrophe, bei der die Blüte der Nation umkommt, wichtiger sein wird als die Tragödie vor 70 Jahren.

Kann diese Katastrophe als ein Mangel an staatlicher Vernunft hingestellt werden?

Eher ja, denn in keinem anderen Staat, nicht einmal in Kriegszeiten, sind in einer Sekunde so viele herausragende Vertreter der Staatsmacht ums Leben gekommen. Bedauerlicherweise wird vor allem das historisch überliefert werden.

***

Prof. Dr. Adam Suchoński lehrt an der Hochschule für Verwaltung und Management in Oppeln und der Universität Oppeln. Er ist Vorsitzender der Polnisch-Litauischen Schulbuchkommission und ehemaliger Mitarbeiter des Georg-Eckert-Instituts in Braunschweig, der einzigen wissenschaftlichen Institution, die Geschichtslehrbücher aus der ganzen Welt analysiert.

***

Der Text erschien in der Polityka Nr. 18 vom 28.4.2010. Übersetzung: Silke Lent |Redaktion: Paul-Richard Gromnitza

 

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