Przejdź do treści
Reklama
Reklama
Kraj

Von der Superiorität der Persönlichkeit

Witold Rozbicki / Reporter
Die polnische Politik ist durch und durch verparteilicht, und der ideologische Graben ist seit Jahren sehr tief. Doch anlässlich der Präsidentenwahlen fängt man plötzlich an, über Persönlichkeiten zu sprechen, über Krawatten und Klaviere im Rücken des Kandidaten [bei Jarosław Kaczyńskis Videobotschaft „An die russischen Freunde“]. Als ginge es um völlig neue Menschen, die neue Märchen zu erzählen haben.

Komorowski – so hört man – zeige keine Empathie, er sei steif, geschraubt und lese vom Blatt ab - oder lese nicht ab, was auch falsch ist. Vor allem aber habe er kein Charisma, was bereits mehrere Politiker der PiS, und nicht nur ihr, unterstrichen haben. So als ob sich niemand mehr an Leszek Kołakowskis Warnung erinnerte: Bewahre uns Gott vor Politikern mit Charisma, sie können uns mancherlei einbrocken. Nichtsdestoweniger machen sich die Experten für politisches Marketing Gedanken darüber, ob der Kandidat der PO seine eigene Erzählung hat, oder ob er seine vielköpfige, traditionelle Familie angemessen „verkaufen“ kann. Als wäre die Familie hier das Wichtigste.

Jarosław Kaczyński dagegen – hieß es immer wieder - solle endlich etwa sagen, dann werde er vielleicht anfangen zu verlieren, er solle die Trauer nicht ausnutzen und aufhören, sich in ostentativem Schwarz zur Schau zu stellen. Doch dafür habe Kaczyński jenes Charisma (was auchJarosław Gowin  mehrfach unterstrich), eine Persönlichkeit, das Geheimnisvolle des Einzelgängers, der sich nur seinem Land widmet. Hart sei er, herrisch und gebieterisch, was Komorowski eben abgehe. In diesem Zusammenhang erinnert man an den Mechanismus des Mitgefühls, der Kompensation, der psychischen Unterstützung für einen Menschen, der einen großen Verlust erlitten hat – also an Phänomene aus dem Bereich der Psychologie und nicht der Politik.

Reklama