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Denkmal Mit Rissen

Zwanzig Jahre nach den Wahlen am 4. Juni wird deutlich, wie sehr sich der Staat verändert hat, in dem wir leben. Es ist aber auch zu sehen, dass im gesellschaftlichen Bewusstsein zwei extrem verschiedene Sichtweisen auf diese beiden Dekaden Wurzeln geschlagen haben. Wir haben ein Land, zwei Geschichtsschreibungen und kein Datum der Befreiung, das nicht von irgendeiner Seite angezweifelt würde.

Paradoxerweise sagt uns nur noch der Verstand, dass an jenem Juni-Sonntag die Wende vollzogen wurde und dass wir uns darüber freuen sollten. Die Emotionen aber, die eigentlich zum Feiern veranlassen sollten, machen in ihrer politischen Instrumentalisierung diese Freude zunichte. Die Dritte Republik Polen ist der Reformen, des Aufbaus des Kapitalismus müde, weit abgekommen von den ursprünglichen Idealen der Solidarność, die wie Aleksander Smolar sagt, es nicht geschafft hat, eine eigene Legende zu entwickeln. Ihr Bild wird hauptsächlich von ihren Feinden erschaffen, ihre Befürworter aber werden immer weniger und sind es leid, Dinge erklären zu müssen, die ihrer Meinung nach offensichtlich sind. Doch offensichtlich ist gar nichts mehr.

 

Die Kritiker des Umbruchs behaupten, die gesamte Wende ließe sich zusammenfassen als ein Übergang von der Epoche der Pseudogleichheit ohne Freiheit zu einer Etappe der Pseudofreiheit ohne Gleichheit. Und so kommt es, dass die radikalsten Kritiker der VRP (Volksrepublik Polen) die Wende des 4. Juni am wenigsten schätzen, die Dritte Republik mit dem alten Regime vergleichen und von einer VRP im neuen Gewand sprechen. Sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass sie, indem sie die polnische Transformation diskreditieren, die Volksrepublik - wenn auch ungewollt - aufwerten. Wenn sich so wenig verändert haben soll, kann es zu VRP-Zeiten gar nicht so tragisch gewesen sein. Im Endeffekt werden die errungene Unabhängigkeit und die Demokratie heruntergespielt, verwaschen, es werden ihnen unangefochtene Symbole genommen. Zum Jahrestag des 4. Juni werden späte politischen Kämpfe, persönliche Animositäten und sowohl wahre als auch aufgeblasene Affären ausgetragen.

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