Wenn man einen Augenblick darüber nachdenkt, was in Polen los ist, kann man in eine Depression verfallen. Auch wenn man sich damit trösten kann, dass es anderswo nicht viel besser ist. In den USA konkurrieren zwei gut dokumentierte Bücher um einen Platz auf den Bestsellerlisten. Das eine zeigt, dass die Republikanische Partei eine korrupte Mafia ist, die den Staat ausraubt. Das andere, dass die Demokratische Partei eine Gang ist, die sich heftig auf Kosten der Steuerzahler bereichert. Bücher, die zeigen, dass die Wall Street eine Räuberbande ist, füllen bereits ganze Regale.
In England ist gerade eine große Affäre im Gange, die darauf beruht, dass Abgeordnete massenhaft öffentliche Gelder für private Zwecke verwendet haben und Zigtausende Pfund zurückerstatten müssen. Die Presse schreibt, dass die nächste Affäre ausbrechen wird, wenn die Frage aufkommt, woher die Abgeordneten die Mittel nehmen, um sie zurückzugeben. In Frankreich besorgte der derzeitige Präsident seinem studierenden Sohn einen wichtigen, von seiner Partei zu besetzenden Posten in der lokalen Selbstverwaltung, und seinen Konkurrenten, einen ehemaligen Premierminister, wollte er unbedingt ins Gefängnis bringen. In Italien wurde soeben ein Gesetz außer Kraft gesetzt, das dem Premierminister Amnestie gewährte. Die Aussicht auf eine Haftstrafe schadet Berlusconis Popularität jedoch nicht.
Die Tschechen erleben gerade – ähnlich wie wir – eine Lobbyisten-Affäre, außerdem haben sie eine gestürzte Regierung, die nicht einmal Neuwahlen zustande bringen kann (Präsident Klaus erwähnen wir gar nicht erst).
Eine Affäre jagt die nächste. Sind wir irgendwie anders, weil das hier ständig passiert?
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