Die Niederlagen und Erfolge großer ideeller Formationen kommen und gehen in Wellen. Die 70er Jahre waren in Westeuropa die Dekade der Sozialdemokratie, was auch zu den Transformationen in unserem Teil Europas beigetragen hat. So mancher Reformer aus dem Ostblock hat versucht, sich so charismatischen Figuren wie Brandt, Kreisky oder Palme anzuähneln. Dann brach die Dekade der Liberalen und Neokonservativen an, der Margaret Thatcher und der Reaganomics. Der Zerfall des Kommunismus 1989 verlängerte diese Phase um weitere Jahre. In den Schocktherapien, der Privatisierung, und dem Abbau von Sozialleistungen und –privilegien sah man die einzige Medizin gegen das politisch repressive und wirtschaftlich unfähige sowjetische Staatsmodell.
Dennoch war für viele Parteireformatoren in unserem Teil Europas die Sozialdemokratie das gelobte Land. Das ist der Treppenwitz der Geschichte, 40 Jahre nach dem von Stalin erzwungenen Zusammenschluss der Arbeiterbewegung sollten die westlichen Sozialdemokraten die postkommunistischen Schiffbrüchigen des Realsozialismus’ aufnehmen. Die einen – wie die polnische SLD (Bund der Demokratischen Linken) oder die ungarische MSZP (Ungarische Sozialistische Partei) – waren gern gesehen, da man ihre Verdienste als Parteireformatoren bei der Demontierung des Ancien Régime anerkannte. Andere – wie die postkommunistische PDS – wurden abgelehnt, weil man der Meinung war, sie sei nur ein vorübergehender Auswuchs neben der ehrwürdigen SPD.
Mitte der 90er Jahre bekamen die Sozialdemokraten im sich vereinigenden Europa Aufwind. In unserem Teil des Kontinents begannen die von den Kosten der Transformation (Arbeitslosigkeit und neue Ungleichheiten) enttäuschten Wähler auf die neuen Sozialdemokraten zu setzen, trotz deren kommunistischer Vergangenheit.
Die Probleme der polnischen Linken sind kein Einzelfall. Seit einiger Zeit zersetzt die sozialdemokratischen Parteien in Europa ein starkes Chaos von Ideen.
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