Der knapp fünfprozentige Abstand zwischen Bronisław Komorowski [41,22 Prozent, Anm. d. Red.] und Jarosław Kaczyński [36,74 Prozent, Anm. d. Red.] bringt den Vorsitzenden der PiS in eine wesentlich bessere Position. Er ist es, der die Verfolgung aufgenommen hat, seine Wähler sind entschlossener und emotionaler. In seinem Team ist der Glaube an den Sieg größer. Darüber, wer am Ende siegt, entscheiden allerdings vielleicht die, die in der ersten Runde entsprechend ihrer Überzeugungen oder zum Trotze der gängigen Teilung in zwei große politische Lager, für Grzegorz Napieralski gestimmt haben, den Kandidaten der Linken. Bronisław Komorowskis Team rechnet damit, dass in der Wählerschaft Napieralskis diejenigen überwiegen, denen zwar keiner der beiden Hauptkandidaten passt, die aber dennoch die Vierte Republik - die sich zwar geändert hat, wenn auch wenig - nicht noch einmal wählen würden. PiS wird versuchen, sie für sich zu gewinnen oder sie von der Teilnahme an der Wahl abzubringen.
Obwohl vorher Stimmen laut geworden waren, dies sei ein uninteressanter und langweiliger Wahlkampf, sind die Polen an die Wahlurnen gegangen, für polnische Verhältnisse beinahe massenweise. Eine Wahlbeteiligung von 55 Prozent in der ersten Runde ist praktisch noch nie vorgekommen. Dies ist eine der größeren Überraschungen bei dieser Wahl, und gleichzeitig ein Beweis für den Instinkt der Bürger dafür, dass diese Wahlen sehr wichtig sind, vielleicht die wichtigsten seit Jahren, dass – auch wenn sich die Kandidaten vor der ersten Runde vielleicht allzu sehr angeähnelt haben – sie dennoch für prinzipiell unterschiedliche politische Lager stehen.
Der geringe Abstand zwischen dem Kandidaten der Bürgerplattform (PO) und dem der PiS in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen führt dazu, dass die Wähler von Grzegorz Napieralski, die in der zweiten Wahlrunde nun wirklich den Präsidenten wählen können, Schlüsselfunktion bekommen.
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