Die Abteilung Öffentliche Schulden ist der einzige Flur im Finanzministerium mit Magnetkartenlesegeräten statt Türklinken. Das Sicherheitssystem registriert bei jedem Zimmer, wer hinein- und hinausgeht, die Mitarbeiter haben nur da, wo erforderlich Zutritt, und einen der Räume dürfen nur Auserwählte betreten. Die Abteilung Interbankenmarktinstrumente ist ein enges Zimmer mit drei Schreibtischen. Rechts ein veraltetes Bloomberg-Terminal, daneben ein einsamer Monitor mit Tastatur. Schwer zu glauben, dass letzten Montag an diesem Bildschirm für 794 Mio. Złoty Schatzwechsel verkauft wurden. Im ganzen Jahr leiht sich die Republik Polen über diesen Computer insgesamt 196 Mrd. Złoty – 111 Mrd. zur Refinanzierung von Altschulden und 85. Mrd. für den so genannten Nettokreditbedarf, darunter den wichtigsten, nämlich die Deckung des diesjährigen Haushaltsdefizits. In Warschau gibt es noch keinen rennenden Schuldenzähler, doch es lässt sich leicht errechnen, dass täglich neue Verbindlichkeiten in Höhe von 323 Mio. Złoty hinzukommen, 9,7 Mio. Złoty pro Stunde, jede Minute 161.000 Złoty.
Für jemanden, der tagtäglich diese Milliarden in Umlauf bringt, ist das allerdings eine ziemliche Vereinfachung. „Schulden entstehen dann, wenn sie aufgenommen werden”, korrigiert Piotr Marczak, der Direktor der Abteilung Öffentlichen Schulden. In seinem Büro gibt es keine Uhr, dafür hängen an den Wänden vier Kalender. Einen fünften holt Direktor Marczak während des Gesprächs hervor. „Der ist für Investoren. Darin ist jeder Tender vermerkt. Jeden Montag verkauft das Ministerium Schatzwechsel, also Papiere mit einem Rückkauftermin bis zu 52 Wochen.
Fast alle Staaten leben heute von Krediten, und die meisten geben mehr aus, als sie einnehmen. Polen hatte Ende 2009 684,3 Mrd. öffentliche Schulden und ein Defizit des öffentlichen Finanzsektors von 95,7 Mrd.
Reklama