"Ich habe mich nie für eine Symbolfigur gehalten" - Interview mit Adam Michnik
Jacek Żakowski: 20 Jahre sind vergangen... Was empfindest du, wenn du daran denkst?
Adam Michnik: Stolz auf unseren gigantischen Erfolg. Vor 20 Jahren wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass dieser ganze Prozess so harmonisch, transparent und ruhig verlaufen würde.
Interessant, dass das jemand sagt, über den noch immer Kübel voller Schmutz ausgeschüttet werden.
Deiner Meinung nach soll ich mich beklagen, dass man mir übel mitgespielt hat, dass ich unterschätzt und verleumdet wurde? Ehrlich gesagt, hatte ich erwartet, dass es viel schlimmer kommen würde.
Weil die Revolution ihre Kinder fressen muss und du dachtest, sie würde das grausamer tun?
Vor allem erinnerte ich mich daran, was in der Zweiten Republik Polen (RP) passiert ist. Ich habe enormen Respekt vor ihr, denn wir profitieren bis heute von ihren Leistungen. Damals konstituierten sich die Polen als eine moderne Nation. Aber wir haben ihr Bild - der volkspolnischen Propaganda zum Trotz - maßlos idealisiert. Aber mach dir klar, wie es in Wirklichkeit war. Während des Krieges gegen die Bolschewiki verlangte man den Rücktritt des Staatschefs. Man beschuldigte ihn, er habe eine geheime Telefonleitung nach Moskau...
... Piłsudski erlitt einen Zusammenbruch und fuhr vor der Schlacht an der Weichsel zu seiner Frau.
Danach kamen demokratische Wahlen und die Verabschiedung eine der demokratischsten Verfassungen in Europa. Aber schon der erste demokratisch gewählte Präsident [Gabriel Narutowicz 1865-1922, d.