Der Erzähler des Films von Leszek Gnoiński und Wojciech Słota ist Chris Salewicz, ein englischer Musikjournalist, der sich wegen seiner polnischen Wurzeln seinerzeit für die Situation der Rockmusik in der Volksrepublik Polen interessierte. Vor der Kamera sagt Salewicz: „Im Westen assoziierten wir den Rock mit der sexuellen Revolution, in Polen war er eine politische Angelegenheit.“ Der Wahrheit zuliebe müsste man diese Ansicht ein wenig korrigieren: Der Rock wurde bei uns häufig in politischen Kategorien verstanden, auch wenn das in verschiedenen historischen Momenten unterschiedlich aussah.
Als Czesław Niemen auf der Leinwand erscheint, der beim Festival in Oppeln 1967 „Dziwny jest ten świat“ (Seltsam ist diese Welt) singt, hören wir aus dem Off den Kommentar, dieses Lied sei der erste polnische Protestsong gewesen, also eine Form von Widerstand gegen das System. Währenddessen bekam Czesław Niemen für „Dziwny jest ten świat“ in Oppeln den Preis des Chefs des Radiokomitees, Włodzimierz Sokorski. In der Begründung für die Auszeichnung wurde der Künstler für den „Ideengehalt des Liedtextes“ gelobt.
Nun, die Wirklichkeit sah so aus, dass in der Endphase von Gomułka die so genannte Jugendmusik unter sorgfältiger Beobachtung seitens der Kulturfunktionäre der Partei stand, die darauf achteten, dass die Unterhaltungskunst in nichts die ideologische Ordnung im Staate stört.
In dem Dokumentarfilm „Beats of Freedom“, der gerade in die Kinos kommt, wird die Geschichte der polnischen Rockmusik in der Zeit der Volksrepublik Polen als Geschichte eines Konflikts zwischen Musik und totalitärem Regime hingestellt. Das ist leicht übertrieben.
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